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Sonnendurchflutetes Glas für die Opfer von Kaprun [ 1 ]

Rohbau der Gedenkstätte fertiggestellt - Chinesisches Horoskop weist den Opfern Farben zu - Architekt: "Man darf das Gestalten nicht genießen"

München/Kaprun. Eine Gedenkstätte für die Opfer des Bergbahn-Unglücks von Kaprun zu entwerfen, war für den Architekten Anton Michael aus dem oberbayerischen Rimsting nicht leicht. Von der Profession her reizte so ein außergewöhnliches Projekt. Man habe aber auch immer wieder das Gefühl, "man muss sich zurückhalten, darf das Gestalten nicht genießen - weil es eben so furchtbar ist," sagt der Architekt.

2001 gegründet

Es geschah am 11. November 2000: Die Gletscherbahn am österreichischen Kitzsteinhorn fährt in einen Tunnel ein und gerät kurz darauf in Brand. Der Tunnel wirkt wie ein Schornstein, und der Brand breitet sich rasend schnell aus. Zwölf Menschen können sich aus dem Wagen befreien, laufen bergabwärts und retten sich. 155 schaffen es nicht. Sie verbrennen oder ersticken. 20 von ihnen stammen aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach. Im Dezember 2001 hat sich die "Arbeitsgruppe Gedenkstätte Kaprun" aus Vertretern der Hinterbliebenen gebildet, um Ideen für eine Gedenkstätte zu sammeln. In einer Abstimmung wählten die Angehörigen Anton Michaels Entwurf aus: Ein schlichtes Gebäude aus Sichtbeton, in dessen Seitenwänden je eine farbige Glas-Stele an jedes Opfer erinnert.

"Durch das Glas fällt Licht, und Licht symbolisiert Hoffnung", sagt Michael. "Hoffnung, dass es da noch eine Verbindung gibt." Verschieden farbig sind die Stelen, denn "das sind ja nicht 155 Nummern, sondern 155 Personen, die eine Geschichte haben." Der Architekt wollte sich aber nicht anmaßen, Menschen, die er nicht gekannt hat, "eine Farbe aufzuzwingen". Deshalb griff er auf das chinesische Horoskop zurück, das jedem Menschen auf Grund seines Geburtsdatums eine der Farben rot, blau, gelb, grün und weiß zuordnet. In der Münchner "Hofglasmalerei Gustav van Treeck" lehnen schon einige fertige Stelen am Fenster. Die Sonne scheint bunt durch sie hindurch. Seit Juni arbeiten sechs Mitarbeiter der Firma an dem Auftrag. "Jede Stele ist prismenförmig und besteht aus sechs Scheiben", erläutert Werkstattleiterin Nicole Mende. Die äußeren Scheiben werden mit rotem, blauem, gelben, grünem, oder weißem Glasstaub bestrichen. Dann werden die Scheiben aufeinander gelegt und kommen für zwei Tage in einen Brennofen von der Größe eines Kleinwagens.

Zum Jahrestag fertig

Bis Mitte September sollen alle 155 Stelen gefärbt und mit Namen und Geburtsdaten der Opfer beschriftet sein. Bis zum vierten Jahrestag des Unglücks, dem 11. November 2004, soll die Gedenkstätte fertig gestellt sein. Nach Informationen der "Arbeitsgruppe Gedenkstätte Kaprun" kostet das Projekt insgesamt rund 365.000 Euro. Der Betrag wird zu je einem Drittel von der Republik Österreich, dem Land Salzburg und der Gemeinde Kaprun finanziert.

[1]
Aus Oberpfalznetz vom 12.08.2004, Netzcode: 10599590, von Iris Volk
und SRZ vom Donnerstag, 12. August 2004, Nr. 186, Seite 3.
Mit freundlicher Erlaubnis vom Oberpfalznetz

Stele: Grabsäule mit Inschrift oder mit Bildnis des Toten

Siehe:

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